Rezension zu Die Schicksalsknüpferin – Das blaue Amulett von Marlene von Hagen
Eine erfahrene Kriegerin.
Ein unbedarfter Schreinerbursche.
Ein Mädchen, das Stimmen hört.
Die Schicksalsknüpferin zieht die Fäden enger zusammen und verknotet sie zu einem neuen Gebilde, denn die Blinde Sehende darf niemals an das Blaue Amulett gelangen. Ein Krieg steht bevor, sie kann es deutlich spüren. Alleine schafft die Schicksalsknüpferin es nicht, die Blinde Sehende aufzuhalten. Sie braucht die Hilfe von einfachen Geschöpfen, um dem entgegenzuwirken, was ihnen allen bevorsteht. Niemand sieht, welche Gefahr der Welt droht. Nur sie alleine vermag es. Denn sie ist die letzte Schicksalsknüpferin. Alle Last liegt auf ihr und den drei Fäden, die sie zu einem dichten Spinnennetz formt.
Zuallererst möchte ich mich an dieser Stelle bei der Autorin für das Leseexemplar bedanken – Es war das schönste Geburtstagsgeschenk, das man mir hätte machen können und ich hatte unglaublich viel Spaß beim Lesen.
Ich muss sagen, meine Erwartungen an dieses Buch gingen nach Titel und Inhaltsangabe eher in Richtung einer „seichten Fantasyschnulze“, doch was die Autorin hier liefert ist High Fantasy vom Feinsten – vollgepackt mit Action, Spannung und jeder Menge Emotionen.
So ist es auch nicht verwunderlich, dass aus dem kurzen „nur mal schnell einen Blick auf die Einleitung werfen“ schließlich ein Lesemarathon geworden ist, in dem ich das Buch Seite um Seite verschlungen habe. Die Art, wie sich interessante Einblicke in die wunderbar ausgearbeitete Welt der drei Helden, witzige Dialoge und actionreiche Kampfszenen abwechseln, lässt nicht auf einer einzigen Seite Langeweile aufkommen.
Der schöne Schreibstil mit Perspektivwechseln zwischen den drei Hauptcharakteren sorgt dabei für viel Abwechslung und ermöglicht tiefere Einblicke in die Gefühle und Gedanken der einzelnen Personen. Nach wenigen Seiten hat man die Figuren bereits liebgewonnen, wobei jeder einzelne von ihnen im Laufe des Buches eine Entwicklung durchmacht, die ihn verändert. Die vielseitigen und wunderbar herausgearbeiteten Persönlichkeiten der drei Gefährten, die unterschiedlicher gar nicht sein könnten, haben für mich auch den Charme dieses Romans ausgemacht – selten sind sie einer Meinung und so sind humorvolle Reibereien und hitzige Diskussionen vorprogrammiert.
Auch die Welt, in der die Geschichte spielt, wird im Laufe des Romans sehr detailverliebt gezeichnet. Man lernt verschiedene Länder, Völker und Glaubensrichtungen kennen –macht mit den drei Gefährten die Bekanntschaft fremder Sitten und Kulturen und begegnet gefährlichen Wesen, die den Gefährten mehr als nur einmal den Weg erschweren. Wobei selbst diese Kreaturen mit sehr viel Einfallsreichtum und einer ganzen Prise Humor erschaffen wurden, die mir wirklich gut gefallen hat.
Zuletzt noch etwas zum Thema Krieg und Gewalt, das in diesem Roman sehr ausführlich behandelt wird. Ich persönlich hatte wie gesagt eher etwas Seichteres erwartet und musste mich erst einmal an die teilweise derben und rohen Ausdrücke gewöhnen, die im Laufe des Romans fallen, doch nach den ersten paar Seiten hat es mir eigentlich ganz gut gefallen. In Kombination mit der unerwartet realistischen Darstellung von Gewalt hat es für mich einfach gepasst und den Roman meiner Meinung auch von den typischen Jugend-/ Fantasyromanen abgegrenzt, in denen Krieg nur oberflächlich behandelt, aber riesig aufgebauscht wird.
Das einzige kleine Manko, das ich bei diesem Roman erwähnen müsste, sind die ab und an auftretenden Rechtschreib- und Grammatikfehler, die jedoch nicht weiter stören und der Spannung keinen Abbruch tun.
Um es kurz zu machen: Ich konnte trotz der beträchtlichen Länge des Romans nicht fassen, dass ich tatsächlich das Ende erreicht haben sollte. Alles in mir verlangt noch immer nach mehr und ich finde, allein das zeigt schon, dass die Autorin mit diesem Roman alles richtig gemacht hat. Eine bunte und vielseitige Welt, sowie Charaktere, deren Freude und Leid man aus tiefstem Herzen teilt – einer der besten Fantasyromane, den ich in letzter Zeit gelesen habe.
5/5
Ein Kommentar zu „Wer wagt, der findet. Sich selbst.“